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1. Mai in Berlin

Der 1. Mai ist nicht gerade das aufregendste Fest in Deutschland. Offiziell wird er als Tag der Arbeit begangen, und Gewerkschaften und Sozialdemokraten organisieren dazu Kundgebungen und Proteste, bei denen es oft billiges Bier, herzhaftes deutsches Essen und lange Reden gibt. In der deutschen Hauptstadt jedoch wird diese Tradition mit riesigen linken Demonstrationen, Massen von Menschen, die auf Open-Air-Partys tanzen, und einer unvergleichlichen Energie aus Rebellion, Chaos und Anarchie auf die Spitze getrieben. Kreuzberg ist das ursprüngliche Revier dieses Tages. Der Bezirk SO 36 und das Gebiet um das Kottbusser Tor verwandeln sich in ein Kriegsgebiet, wenn Demonstranten gewaltsam mit der Polizei aneinandergeraten. Diese revolutionäre Haltung entstand größtenteils aus den historischen Ereignissen des 1. Mai 1987.
An diesem Tag war die Atmosphäre in linken Gruppen aufgrund einer Reihe von Razzien durch Regierung und Polizei bereits angespannt. Anfangs verliefen die Maifeierlichkeiten friedlich, bis die Polizei neue soziale Gruppen, hauptsächlich solche, die als linksextrem galten, zwang, die Demonstration der Gewerkschaft zu verlassen. Es brach ein Aufruhr aus und die Polizei war gezwungen, sich aus dem Gebiet SO36 zurückzuziehen, als Demonstranten ein leeres Polizeiauto umwarfen. Anschließend errichteten sie mit Baufahrzeugen und geparkten Autos im gesamten Gebiet Barrikaden, die anschließend in Brand gesteckt wurden. Antifaschismus und Anarchie erfassten das Gebiet und markierten einen Wendepunkt in der Geschichte der Stadt. Heute ist die Atmosphäre im Vergleich dazu gedämpft, dennoch liegt noch immer eine Energie der Rebellion, des gewalttätigen Protests und des Anti-Establishments in der Luft.

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